Es sieht so aus, als bekämen die Schloß-Kritiker frisches Futter. Wenn ich mich recht erinnere, wurde doch ursprünglich mal der Eindruck vermittelt, das Berliner Schloß solle wieder aufgebaut werden – oder irre ich mich?
Nun soll der Nachbau, der sowieso schon weniger mit dem Original gemeinsam hat, als vielen lieb wäre, weiter beschnitten werden. Das für den Bau des Humboldtforums auf knapp eine halbe Milliarde veranschlagte Budget läßt jüngsten Berichten zufolge eine originalgetreue Nachbildung der Kuppel nicht zu. Stattdessen soll die Kuppel nun ‘vorläufig’ in einer kleineren billigeren Version umgesetzt werden. Der Tagesspiegel zitiert in seiner gestrigen Online-Ausgabe die vom Bund gegründete “Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum”, die auch Bauherr des Neubaus ist, dahingehend, daß eine originalgetreue Nachbildung 15 Millionen Euro kosten würde, im 480-Millionen-Gesamtbudget jedoch nur 7 Millionen für den Bau einer Kuppel vorgesehen seien. Das letzte Wort scheint aber noch nicht gesprochen – spätestens nächstes jahr soll geklärt werden, ob man sich verkuppelt hat – und was mit der Kuppel geschehen soll.
Humboldtforum – Berliner Schloss – was geschieht mit der Kuppel? -Bild © BBR / Stella
Auch für die originalgetreue Nachbildung der historischen Stuckarbeiten und Ornamente sieht es zur Zeit nicht besonders gut aus: Bau- und Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte schon zu einem früheren Zeitpunkt dem Tagesspiegel gegenüber erklärt, daß auch für Stuck- und Bildhauerarbeiten in den Innenhöfen des geplanten Schloßbaus zusätzlich bis zu 100 Millionen Euro benötigt werden würden. Diesen Kosten stehen bisher leider lediglich Spenden in Höhe von 1 Million Euro gegenüber.
Mit dem Original “Berliner Schloß” wird das geplante Humboldtforum also wohl recht wenig zu tun. Stattdessen wird ein moderner Nutzbau mit historisch anmutendem Erscheinungsbild gebaut werden. Die Fans des geplanten Humboldtforums bzw. des “Berliner Schloss” haben es in dieser Situation wirklich nicht leicht – und die Gegner schon gar nicht. Sie können nicht einmal einen Teilsieg vernuchen – können sich aber immerhin mit dem schwachen Trost begnügen, daß das Schloß nicht wie beispielsweise das Hotel Adlon 1:1 nachgebildet werden wird.
Ob diese Aussicht wirklich tröstlich ist, sei mal dahingestellt.Für meinen Geschmack artet das Projekt immer groteskere Züge. Mit einem Nachbau/ Wiederaufbau des Schlosses hätte ich mich vielleicht noch abfinden können. Die aktuelle Situation aber ist eigentlich nur noch ein peinliches Trauerspiel. Nichts Halbes, nichts Ganzes. Das hat Berlin nun wirklich nicht verdient.
Dabei bestünde doch gerade an diesem Ort die Möglichkeit, etwas wirklich neues, beeindruckendes, großes zu schaffen. Ein Stück Architektur, das Berlin den Weg in die Zukunft hätte weisen können. Eine Brücke zwischen Alexanderplatz und Unter den Linden – ein Begegnungsort twischen Ost und West, Vergangenheit und Zukunft. Oder einfach eine Freifläche, ein Park, eine Oase – ein offener Raum, der zum Nachdenken einlädt..
Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen – und irgendwie habe ich Hoffnung, daß sich das Projekt noch zum Guten wendet.. – ..wir werden sehen.
siehe auch:
–> tagesspiegel.de/berlin/Schlossplatz-Humboldt-Forum-Schlossplatz…
–> bmvbs.de/Bauwesen/Bauherr-Bund-,1514/Schloss-Humboldtforum.htm
–> berliner-schloss.de/de/Neues-Schloss-Humboldt-Forum.htm