Ein freies Netz für eine freie Stadt..

..so klingt zumindest Michael Müller (Landeschef der Berliner SPD) in meinen Ohren, wenn er von einem ‘freien Funknetz’ spricht. Bis jetzt scheint aber noch nicht ganz klar zu sein, was mit diesem Vorschlag nun wirklich gemeint ist – freie kabellose Zugänge zum ‘echten Internet’ für alle..? ..oder nur eine Art Stadtnetz, das zwar den interessierten Touristen über Wetterlage und Sehenswürdigkeiten informieren könnte – aber wohl kaum für Geschäftsleute und Berliner und Berliner Geschäftsleute interessant sein dürfte und daher den Aufwand wohl kaum lohnen würde. In einem Artikel bei Spiegel Online wird dann auch Heidelberg als Referenz angegeben, das hauptsächlich wohl seine Gäste mit einem ausgewählten Informationsangebot berieselt – hier habe man wohl schon positive Erfahrungen mit einem solchen ‘geschlossenen’ Stadtnetz machen können, daß zwar kostenlos, aber eben nicht ‘offen’ sei. Die Beschränkung auf auf eine Art City-Guide scheint hier als Preis für die Kostenlosigkeit zu sein – in meinen Augen eine Mogelpackung.

Natürlich würde ich sowieso grundsätzlich immer die ‘Vollversion’ einer ‘beschnittenen’ Lösung vorziehen – und würde der Stadt wärmstens empfehlen, freie kabellose Zugänge zum ‘echten’ Internet einzurichten. Um ein wirklich attraktives Netz zur Verfügung zu stellen müßte über diese freien Zugänge dann nicht nur das ‘echte’ Internet abrufbar sein, es müssten vor allem auch Email-Funktionalitäten und VoIP-Telefonie möglich sein. Das wäre dann ein echter Mehrwert für alle – meiner Meinung nach so wichtig wie die Straßenbeleuchtung. Sicherlich gibt es Befürchtungen, ein stadtweiter freier Zugang würde Mißbrauch fördern – das Herunterladen von Filmen Videos Musik großen Dateien könnte die Surfgeschwindigkeit und damit die Funktionalität negativ beeinträchtigen – vielleicht wäre es aber auch einfach möglich, zum Beispiel die Bandbreite zu beschränken, so daß ein Mißbrauch zu intensiver Gebrauch einerseits unatraktiv, ein ‘normaler’ Gebrauch aber ohne Einschränkungen möglich wäre.

Ich habe von verschiedenen funktionierenden ‘freien Stadtnetzen’ gehört – und dabei muss man gar nicht zu sehr in die ferne blicken – ein sehr schönes Beispiel wäre in der Finnsichen Hauptstadt Helsinki zu bewundern, wo es bereits seit 2006 freie offene kabellose Internetzugänge angeboten werden (siehe auch Helsingin Sanomat (Finnische Tageszeitung, englische Ausgabe)). Zuerst öffneten bezeichnender weise die Bibliotheken ihre WLAN-Zugänge, später kamen weitere öffentliche Einrichtungen hinzu. Zusätzlich wurden in einer ersten Aktion ca. 70 zusätzliche HotSpots eingerichtet – und inzwischen kann man sogar direkt in Bussen und Straßenbahnen kostenlos ins Internet (siehe auch Helsingin Sanomat (Finnische Tageszeitung, englische Ausgabe)). Inzwischen dürfte es möglich sein, in fast jeder Ecke von Helsinkis Innenstadt problemlos und kostenlos ins Internet zu kommen.

Das größte Problem könnte in Berlin allerdings darin bestehen, daß immer gerne und lange über alles diskutiert wird – und daß sich Entscheidungsprozesse über Jahre hinziehen können. Daher kann es durchaus passieren, daß sich Alternativen schneller durchsetzen, als das wohlüberlegte Stadtnetzkonzept – falls es denn überhaupt mal eins geben sollte.. Eine der vielversprechendsten Alternativen liegt vermutlich in Berlins hoher Konzentration an Bars und Cafés – die ihren Gästen zum Teil schon jetzt einen kostenlosen Internetzugang anbieten (siehe auch cafespots.de/wlan-hotspots/berlin für einen nicht kompletten Überblick). Eigentlich bin ich ziemlich optimistisch, daß sich diese Trend auch in Zukunft forsetzt – egal was die Stadtverwaltung beschlissen mag – oder auch nicht.

Das größte Potential hingegen läge dann wiederum sicherlich in den vielen tausend privaten WLAN-Zugängen, die zur Zeit noch ‘un-frei’ und daher ‘ungenutzt’ vor sich hin dümpeln.. Wenn ich mir die kontinuierlich wachsende Liste der in meiner Umgebung zu emfangeden Nachbarnetzwerke ansehe wird mir schwindelig – was für ein Wahnsinn! Aber in den vergangenen Jahren wurde den Leuten scheinbar so erfolgreich Angst gemacht, daß ‘Hacker’ und ‘Kriminelle’ und wohlmöglich sogar ‘Terroristen’ ihren Internetzugang missbrauchen könnten, um illegal Filme und Musikdateien hoch- und runterzuladen, so daß viele (in meiner Umgebung alle 12) ihre Netze dichtmachen – was für die wirklich Kriminellen natürlich eigentlich keine Hürde darstellen dürfte. Hoffnung macht hier wiederum die Firma FON, bei der man sich scheinbar ebenfalls über die von Müller angekündigte Innovationsoffensive angeregte Diskussion zu freuen scheint.

..nagut – ich glaube, ich habe jetzt erstmal genug lamentiert.. – ..Forsetzung folgt.. – ..eventuell..:]

PS. siehe auch: “Netz auf, Kopf an – WLAN frei..!” bei tillintallin..


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